1. September 2024

PHILIPP DUDEK

Das Wort „Sterbebegleitung” kommt nicht überall gut an, haben Jan und ich gemerkt. Aus guten Gründen. Darum hantieren wir neuerdings metaphorisch mit brennenden Hütten, wenn wir das Schicksal des Print-Geschäftsmodells beschreiben will.

Ende des vergangenen Jahres habe ich hier mal geschrieben, wie mir bei einem Vortrag der Transformationsexpertin Stella Schaller ein Licht aufgegangen ist. Sinngemäß sagte Stella damals, ein altes System braucht Sterbebegleiter. Es muss geordnet abgewickelt werden. Dafür braucht es gezielte Exnovationen und Hospizarbeiter (Link in den Kommentaren).

Dass das für das Print-Geschäftsmodell vieler Tageszeitungsverlage zutrifft, lag für mich nahe.

Seitdem habe ich das Bild der Sterbebegleitung in zahlreichen Vorträgen benutzt und musste feststellen: Das muss ich ändern. Für viele Zuhörer:innen war das einfach zu emotional besetzt. Und statt über die Sache, haben wir plötzlich über die Wortwahl diskutiert.

Kein Name 3.png

Die Herleitung über das Two-Loops-Modell (siehe gleicher Link in den Kommentaren wie oben) gilt immer noch. Ich habe mir aber für die krasse Herausforderung, vor der viele Medienhäuser stehen, eine andere Metapher für meine Vorträge, Workshops und Folien gebaut: Jetzt brennt die Hütte – und gleichzeitig muss eine neue aufgebaut werden. In meinen Augen sind das zwei Aufgaben, für die es unterschiedliche Herangehensweisen und Expert:innen benötigt.

Das Print-Geschäftsmodell muss exnoviert, zu einem geordneten Ende geführt werden. Das geht beispielsweise mit einer guten E-Paper-Strategie und der Wandlung von Print- zu Digital-Leser:innen. Wie das funktionieren kann, machen zum Beispiel Denni Klein bei Madsack, Arist von Harpe bei der Hamburger Morgenpost oder die taz (Aline, Barbara, Kathrin) gerade vor. Es brennt die Hütte und dafür braucht es gut ausgebildete Feuerwehrleute.

Bei der Innovation (neue Zielgruppen, neue Produkte), geht es dagegen darum, bildlich gesehen, eine neue Hütte aufzubauen. Und dafür braucht es andere Expert:innen. Bauarbeiter:innen. Menschen, die sich mit Innovation auskennen.

Die Herausforderung für viele Medienhäuser: Sie müssen löschen und bauen gleichzeitig. Weil beides mit digitaler Transformation zu tun hat, werden für beide Aufgaben leider oft die gleichen Menschen hinzugezogen. Zum löschen und zum bauen. Und das geht manchmal schief.

Bevor ich das Bild jetzt überstrapaziere, interessiert mich, wie Ihr das seht. Ich bin gespannt auf Eure Meinung.